Bei der Landung habe ich doch relativ starken Gegenwind und bin deshalb ein bisschen spät dran. Die Landevolte, die ich eigentlich fliegen wollte, kann ich vergessen. Das ärgert mich etwas, aber ich lande sicher und wohlbehalten.

So sitze ich nun mit Matze auf der Ladefläche seines Bergmobils und während ich ihn ein bisschen ausfrage zum Wetter, zur Flugtechnik und wir über dieses und jenes plaudern, schauen wir immer wieder gen Himmel und versuchen, die anderen Beiden zu erspähen. Immer wieder denken wir, dieser könnte Ronny sein, oder jener, aber wir irren uns immer.

Irgendwann kommen uns zwei deprimierte Flieger entgegen. Die beiden sind anstatt zu fliegen mit der Seilbahn heruntergekommen, und auf unsere ungläubigen Blicke verbunden mit der Frage, was jetzt los sei, hören wir: “Es war wie bei dir, nur noch viel schlimmer.”

“Dauert das noch lange bei euch? Seid ihr bald fertig?” Man stelle sich vor, man bereitet sich mental auf seinen Start vor, sortiert konzentriert seine Leinen, macht sich startfertig, versucht, seine Aufregung in den Griff zu bekommen. Und dann gibt es da Leute, die die Größten sind und das natürlich auch allen zeigen müssen. Man könnte sich auch kurz besinnen und daran denken, dass man auch mal angefangen hat, wo noch nicht alles so flüssig lief wie beim “Profi”. Nein. Man fühlt sich überlegen und nutzt die Gelegenheit, dem andern gleich mal vor Augen zu führen, wie blöd er sich anstellt. Da fühlt man sich doch gleich viel besser. Bravo.

Tja, auch so kann’s laufen.

Wir wollen uns aber von dem unschönen Erlebnis nicht herunterziehen lassen und fahren kurzentschlossen wieder nach Andelsbuch, wo ähnlich ideale Bedingungen auf uns warten.

Dort angekommen spreche ich kurz mit einer Fluglehrerin von der ansässigen Flugschule über die Eignung der Bedingungen für Anfänger. Danach fällt schnell die Entscheidung: Auf geht’s! Wir schultern unsere Ausrüstung, lösen unsere Tickets, schwingen uns in die Seilbahn und ruckeln abermals gemütlich gen Gipfel. Das letzte Stück des Wegs geht’s wieder zu Fuß und schon stehen wir wieder am Startplatz. Aufgrund dessen Größe und der Anwesenheit der Flugschule ist es hier sehr viel entspannter und schöner als eben noch am Neunerköpfle. Auch ich bin zunehmend entspannter. Die zwei sicheren Starts haben mir Selbstvertrauen gegeben. Dennoch ist jeder Start mit etwas Aufregung verbunden. Jeder Flieger bestätigt das, und das ist auch gut so.

Alles passt, ich bin wieder in der Luft. Für heute habe ich mir vorgenommen, Thermikanschluss zu suchen und ein wenig oben zu bleiben. Allzu schwierig gestaltet sich das nicht, denn es geht nahezu überall hoch. Was sich allerdings schwierig gestaltet, ist, die Bewegungen an Sitzbrett und Kappe sowie das muntere Piepsen meines Varios richtig zu deuten und entsprechend zu reagieren. Erfahrungen in thermischen Bedingungen, die mich in die Lage versetzen würden, intuitiv und somit schnell zu reagieren, fehlen mir. Es fordert mir viel Konzentration ab, die Kappe jederzeit stabil über mir zu halten. Immer wieder “beutelt” es mich und ich bin mit meinen verstandesgesteuerten Reaktionen einfach zu langsam. Es ist mir sozusagen noch (lange) nicht in Fleisch und Blut übergegangen. Eine Weile gelingt es mir, oberhalb des Startplatzes meine Kreise zu ziehen. Um mich herum eröffnet sich ein phantastisches Panorama, das ich, wenn es gerade nicht allzu sehr wackelt, auch genießen kann. Dann beschließe ich, langsam in Richtung Landeplatz zu fliegen. Ich bin ein bisschen geschlaucht. Auf dem Weg nach unten versuche ich, mich noch etwas zu entspannen und den Flug zu genießen. Beides ist nicht so einfach - das Entspannen nicht, und das Herunterkommen auch nicht. Immer wieder fliege ich in thermische Aufwinde, so dass es einfach nicht nach unten gehen will.